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30.04.2004
 

 

Massengrab von Fischsauriern in Eislingen einzigartig
Veröffentlicht von Michael Seiffert, Eberhard-Karls-Universität Tübingen

Ergebnisse der Ausgrabungskampagne 2004


In der Zeit vom 16.02. bis 08.04.2004 wurde im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes zwischen der Kreisarchäologie Göppingen und dem Institut für Geowissenschaften der Eberhard Karls Universität Tübingen eine weitere Grabungskampagne im Bereich des Eislinger Fischsaurierfriedhofs durchgeführt. Dabei wurden weit über 1000 Knochenfunde freigelegt und geborgen sowie mehrere Tonnen Sedimentproben entnommen. Das Außergewöhnliche ist, dass neben den aus den Vorjahren bekannten Fischsaurierresten nun erstmals größere Mengen an Skelettteilen von Meereskrokodilen (Steneosaurus sp.), Überreste von Stachelhaien (Hybodus sp.) und Extremitätenknochen eines seltenen Schlangenhalssauriers (Plesiosaurus sp.) gefunden wurden. Diese herausragenden Neufunde bestätigen die internationale Bedeutung dieser Fossillagerstätte in eindrucksvoller Weise. Die sich inzwischen abzeichnende, mehrere Kilometer betragende Ausdehnung dieses Phänomens lässt den Eislinger Fischsaurierfriedhof inzwischen zu einer weltweit einmaligen Fundstelle werden.

Von besonderer Bedeutung ist, dass die Eislinger Fischsaurier jünger sind, als ihre berühmten Artgenossen aus dem Posidonienschiefer von Holzmaden. Im Gegensatz zu diesen meist stark verformten Exemplaren liegen die Eislinger Individuen in einzigartiger, dreidimensionaler Erhaltung vor, was sie für die Wissenschaft außerordentlich wertvoll macht. Besonders bemerkenswert ist der Umstand, dass im Bereich dieser außergewöhnlichen Fossillagerstätte auf einer geringen Fläche eine sehr hohe Individuenzahl nachweisbar ist.

Die bisher durchgeführten mikropaläontologischen und geochemischen Untersuchungen legen den Vermutung nahe, dass der Tod der in dieser Ablagerung geborgenen Tiere mit einer Ökokatastrophe in Zusammenhang steht. Als Auslöser scheint sich die Freisetzung von Methanhydrat abzuzeichnen.

Bereits in den Jahren 2002 und 2003 konnten beim Bau der B10-Trasse unweit der Näherhöfe die Reste von 17 Fischsauriern lokalisiert und größtenteils geborgen werden. Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse war zu befürchten, dass bei den erneut geplanten Erdarbeiten im Trassenbereich weitere Saurierfunde zerstört würden. Die durch die Baumaßnahmen gefährdete Fundzone umfasste eine Fläche von ca. 1600m². Dieses Areal übertrifft die Grabungsflächen der vergangenen zwei Jahre um ein Vielfaches. Um die Bauarbeiten nicht zu verzögern, musste die Ausgrabung in deren Vorfeld erfolgen. Die Größe der zu untersuchenden Fläche sowie die winterlichen Wetterverhältnisse erforderten den Aufbau einer außergewöhnlichen Infrastruktur zur Realisierung dieser Grabungskampagne. Darüber hinaus war ein wesentlich größeres Grabungsteam als in den vergangenen Jahren notwendig. Auch die diesjährige Grabungskampagne konzentrierte sich in erster Linie wieder auf das Belemnitenschlachtfeld im Grenzbereich des Lias epsilon/zeta (ca. 181 Millionen Jahre vor heute).

An der Ausgrabung unter der Leitung von Dr. Reinhard Rademacher und Philipe Havlik waren neben zahlreichen Studenten und Mitarbeitern der Universitäten Tübingen und Stuttgart sowie ehrenamtlichen Mitarbeitern der Kreisarchäologie Göppingen auch Schüler des Mörike-Gymnasiums Göppingen beteiligt. Ein reibungsloser Ablauf der Grabungen war nur durch die Unterstützung des Landkreises Göppingen, der Gemeinde Eislingen, des Straßenbauamts Kirchheim u. T., der Baufirmen Leonhard Weiss und F. Kirchhoff, des Deutschen Roten Kreuzes, der Feuerwehr Eislingen und des Polizeireviers Eislingen möglich. Nach Abschluss der wissenschaftlichen Bearbeitung ist eine Ausstellung zur Grabung durch die Kreisarchäologie Göppingen und das Institut für Geowissenschaften der Universität Tübingen in Eislingen geplant.

Quelle und weiteres Bildmaterial: UNI Tübingen